Liebe Patient(inn)en, Freund(inn)e(n), Verwandte und Bekannte
von NaHePra,
ich wünsche Ihnen/Euch für diese Zeit zwischen Ende des einen Jahres
und Neubeginn des nächsten, den Raum und die Zeit, für ein wenig
innere Einkehr.
Mit dem angehängten Gedicht von Rainer Maria Rilke möchte ich mich
für Ihr/Euer entgegengebrachtes Vertrauen und die wunderbare
gemeinsame Arbeit im vergangenen Jahr bedanken und wünsche Ihnen/Euch
einen gesunden, erfolgreichen Start ins Jahr 2013.
Ihre/Eure
Christina Hofmann
Der Engel
Wie ist der hülflos, der mit nichts als Worten
aussagen soll wie er dich fühlt und sieht;
dieweil dein Leben festlich sich vollzieht
wie aufgehoben, wie in Sopraporten
in welchen neben dir ein Engel kniet.
Ein Engel - : ein im Himmlischen Zerstreuter,
der um dich ist seitdem du hier erschienst;
kaum jemals trauriger, kaum je erfreuter,
doch immer strahlender in deinem Dienst:
so hingegeben wie an große Räume
an dich, du weite, unbekannte Welt,
und wie ein Kind in seine ersten Träume
so atemlos in dich hineingestellt.
Beschäftigt, dir dein Leben hinzureichen,
die Stunde, die du grade ihm bestimmst,
und schwindelnd von der Größe ohne gleichen
mit der du sie aus seinen Händen nimmst:
verbraucht er seine vielen Ewigkeiten
in deiner Zeit wie einen kurzen Tag.
Er wird nie wieder heimgekehrt zu seiten
der andern Engel im Aeropag
des Himmels stehn; auch nicht im Weltgerichte.
Sein Platz wird leer sein auf der Engelsbank.
Doch man wird sagen von dem Angesichte
an dem ein Engel lebte und ertrank.
(Rainer Maria Rilke,
Aus: Die Gedichte 1906-1910 - zuerst veröffentlicht: Paris, Juni 1906)